Marinaleda – Ein Leben in Gleichheit
Marinaleda ist ein Dorf mit 2800 Einwohnern im Süden von Andalusien, ein Dorf wie viele, so mag man meinen. Die Unterschiede fallen auf, wenn man die Arbeitslosenzahlen des Dorfes mit denen der anderen Städte und Dörfer der Region vergleicht. In Andalusien sind 30% der Menschen arbeitslos, in Marinaleda kein einziger. Für den Unterschied in Marinaleda sorgte vor allem der Bürgermeister Juan Manuel Sanchez Gordillo, der 1979 in den ersten freien Wahlen zum Bürgermeister gewählt wurde und seit dem bei jeder Wahl mit überwältigendem Ergebnis wiedergewählt wird. Sanchez Gordillo hat mit Hilfe der BürgerInnen etwas erschaffen, das nicht nur in Spanien einmalig sein dürfte. Sie haben alle zusammen einen Ort geschaffen, in dem kein Mensch arbeitslos ist und jeder ein eigenes Haus erhält.
Die stolze Geschichte des Widerstands
In dem Ort ist alles in Genossenschaften organisiert, die zusammenarbeiten und den Menschen einen sicheren Arbeitsplatz verschaffen. Die Geschichte der Genossenschaften ist eine Geschichte des Widerstandes, eine Geschichte, die in der heutigen Zeit Mut und Hoffnung spenden kann. 1979, kurz nach der ersten freien Wahl, begannen die Dorfbewohner sich für Nutzungsflächen einzusetzen, die damals dem ehemaligen Franco-General El Infantado gehörten. 12 Jahre lang blockierten die Einwohner von Marinaleda die Villa des Generals, um die Nutzungsrechte für El Humoso, eine 1,200 Hektar Fläche zu erhalten. Sie blockierten Schienen und Landebahnen auch in umliegenden Städten, sie ließen sich auch nicht einschüchtern von den Schergen des Generals und von Verhaftungen durch die Staatsgewalt.
Kleines Hörbuch als geführte Meditation
Sie kämpften für ihren Traum, den Traum von einem Leben ohne Armut! Einem Leben, in dem alle Menschen gleich sind. Nach 12 Jahren,kurz vor der Expo in Sevilla, war es so weit, die Politik gab auf und kaufte dem ehemaligen General sein Land ab und stellte es den Bewohnern des Dorfes zur Verfügung. Wenig später gründeten sie die Genossenschaft „El Humoso“ die Oliven, Paprika, Saubohnen und Artischocken anbaut und in der Dosenfabrik desDorf abfüllt und verkauft.
Die Genossenschaft erwirtschaftet jährlich fünf Millionen Euro und erzielt dabei einen Gewinn von 3% und das, ohne Menschen zu entlassen oder anderen Sozialabbau zu betreiben. Im Dorf verdient jeder das gleiche, jeder erhält 1200 Euro.
Gordillo, der als Bürgermeister von der Region bezahlt wird und im andalusischen Regionalparlament sitzt, spendet alles was über diese 1200 Euro hinaus geht. So unterstützt er mit seinen Spenden NGOs oder die Genossenschaft, die von diesem Geld und von ihrem Gewinn ihre Produktion verbessert oder das Geld an das Dorf weiterleitet.
Ein Haus für 15-Euro
In Sevilla werden jeden Tag vier Familien vor die Tür gesetzt, da sie durch den Verlust ihres Arbeitsplatzes ihre Mieten nicht mehr bezahlen können. In Marinaleda verliert kein einziger Mensch seine Wohnung, da das Dorf und die Genossenschaft Wohnraum für alle bezahlbar machen. Was im Dorf angebaut wird und wie investiert wird, das entscheiden die Stadtversammlung oder die Versammlung der Genossenschaftler, je nach Aufgabenbereich. In Marinaleda entscheiden die BürgerInnen, wann welche Häuser renoviert werden, wie das neue Altersheim finanziert und vor allem, wie viele neue 15-Euro-Häuser gebaut werden.
Die Häuser erwecken Neid in ganz Spanien, denn sie sind das beste Gegenbeispiel für all jene, die behaupten, dass der Antikapitalismus Utopie ist. Marinaleda stellt jedem Dorfbewohner ein Grundstück zur Verfügung, gratis. Über ein Programm der andalusischen Regierung wird das Baumaterial bezuschusst, Architekt und Maurer bezahlt die Dorfgemeinschaft. Die restlichen Kosten betragen ca 50.000 Euro, 100.000 Euro weniger als in den übrigen Gemeinden. Um diesen Betrag abzuzahlen müssen die Dorfbewohner jeden Monat 15 Euro entrichten. Durch diesen niedrigen Betrag wird sichergestellt, dass kein Mensch in Marinaleda in Armut leben muss und dass die Häuser nicht verkauft, sondern nur vererbt werden. In Marinaleda gilt eine Weisheit, die der Rest der Welt vergessen zu haben scheint: „Wohnen ist ein Menschenrecht und keine Ware, mit der Handel betrieben werden kann.“
Auch wenn es von den Sozialdemokraten im Dorf Kritik am System gibt, da es zu undemokratisch sei, obwohl die Dorfbewohner mehr Mitspracherecht haben, als in anderen Gemeinden. Es ist ein immenser Fortschritt, wenn die DorfbewohnerInnen über alle wichtigen Schritte mitentscheiden können, dies führt dazu, dass die meisten Menschen im Dorf leben zufrieden, da sie weder Sozialchauvinismus noch Rassismus ausgesetzt sind und über wirklich demokratische Rechte verfügen. Gordillo mag eine übermächtige Figur im Dorf sein, da seine Pläne die Zukunft stark mitgeprägt haben, doch seine Macht nutzt er nicht aus.
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Quelle: http://diefreiheitsliebe.de/gesellschaft/das-wunder-von-marinaleda-vollbeschaftigung-im-sozialistischen-dorf/
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Heidi (Donnerstag, 21 Januar 2016 00:58)
Cool! :)
Hans Kolpak (Freitag, 22 Januar 2016 08:04)
Ausbeutung oder Selbstverwaltung?
Unstrittig ist wohl, dass die Bürokratie in Umverteilungsstaaten und in Sozialstaaten enorm aufwändig ist - trotz Computer. Steuervorteile, Subventionen und Förderungen wollen verwaltet werden. Andererseits sind Begriffe wie Sozialismus, Demokratie und Genossenschaft befrachtet mit allen gegenwärtigen und vergangenen Erfahrungen. Die einen profitieren von solchen Systemen, die anderen fühlen sich benachteiligt.
Das Ei des Columbus ist halt, die möglichen Ausbeutungssysteme von Gemeinden, Regionen und Staaten in Schach zu halten. Es gibt keine Gerechtigkeit, es gibt keine Gleichheit und es gibt keine Verfahren, die den Bedürfnissen von zwei Menschen gleichzeitig entsprechen können. Mit gefällt ein Spruch von Roland Baader: "Das Höchstmaß an sozialer Gerechtigkeit ist erreicht, wenn wir alle als Penner durch die Städte irren."
Es wird nie materielle Gleichheit geben können. Der eine spart viel Geld, der andere isst zwei Teller Suppe statt einen, weil er Holz gehackt hat. Die kleine Frau ist nur 1,50 Meter groß, der große Mann nur 2,00 Meter klein. Also: Utopien haben wir eigentlich schon genug.
Jeder Mensch für sich ist einzigartig mit individuellen Bedürfnissen, Fähigkeiten und Verantwortungsbereitschaft. Der eine will führen, der andere lieber geführt werden. Der eine gebraucht seine Macht, der andere missbraucht sie. Es gibt kein Rezept. Weltweit sind die Vorstellungen und Möglichkeiten so zahlreich wie die Menschen selbst. Jeder sieht sich selbst anders, als andere ihn wahrnehmen.
Nun mache ich mir seit 1999 auch den einen oder anderen Gedanken zu Wirtschaft und Gesellschaft mit dem Ziel, bei meinen Lesern Bewußtsein und Verantwortung zu wecken für ein mehr selbstbestimmtes Leben und ein weniger fremdbestimmtes Leben. Mein eigener Werdegang entspricht dem, was ich schreibe. Ich greife also aus dem Leben und versuche, bei jedem Thema ein vollständiges Bild zu zeichnen.
Es gibt auf meinem Portal eine Suchfunktion, so dass jeder einen Einstieg in die Fülle des Stoffes findet, der auf über 700 Unterseiten dem Umfang mehrerer Bücher entspricht. Beispielsweise schrieb ich kürzlich auf:
http://www.dzig.de/Bleibt-Deutschland-oder-wird-es-zerstoert
"Ziel und meine persönliche Vision ist die Selbstverwaltung für die gesamte Menschheit. Für konkrete Zwecke mag es private oder staatliche Organisationen geben, aber keine militärisch gestützten Ausbeutungssysteme mehr. Die sind überflüssig!"
Oder ich kommentierte wie folgt:
"Deswegen verschwinden Demokratien und Sozialismus im Abgrund der Geschichte, um Raum zu schaffen für Freiheit und Wohlfahrt in Europa unter Monarchien ohne Parlamente. Wir brauchen keine Lobbyisten, die nur das gemeine Volk ausbeuten."
www.Deutsche-Monarchie.de
Hans Kolpak
Goldige Zeiten
maria (Montag, 04 September 2017 19:51)
Ich finde es lächerlich und unglaubwürdig, was da erzählt wird. Wenn die Bürger für 50000 EU im Monat 15 EU abbezahlen, ist das Haus in 277,7 ! ! Jahren abbezahlt. Wie soll das funktionieren? Und warum kostet es 100000 EU weniger, als sonst wo? Helfen beim Bau alle zusammen? Kein Hinweis. Das mag in einem Dorf mit ein paar Hundert Einwohnern gehen, nicht bei 2800. Wie soll das funktionieren? Wenn das so klappen würde, würden Zigtausende Spanier dort hin ziehen. Nach spanischem und EU-Recht könnte es ihnen nicht verwehrt werden. Selbst jeder Deutscher hätte praktisch das gleiche Recht. Ich vermute, da wird uns einiges verschwiegen.