Eine andere Art zu leben, Krishnamurti
A. W. Anderson: Das spiegelt eines unserer früheren Gespräche wider, in dem Sie über Schönheit, Leidenschaft, Leiden und Handeln sprachen. Ich erinnere mich, Sie gefragt zu haben, ob man, um die richtige Beziehung unter ihnen wiederzufinden, mit dem Leiden beginnen muss, das Leidenschaft erzeugt, wenn es so wahrgenommen wird, wie es wahrgenommen werden sollte. Man muss gar nichts dazu tun. Es geschieht. Und im selben Moment entfalten sich Schönheit und Liebe. Also ist die Leidenschaft in sich Mitgefühl, Mitleid. Das »mit« erscheint gemeinsam mit der Leidenschaft.
Krishnamurti: Wenn Sie als Professor oder Lehrer oder als Eltern auf die Realitätsferne unserer Art zu leben hinweisen könnten, auf seine zerstörerische Gewalt und auf die enorme Gleichgültigkeit der Erde gegenüber – wir zerstören alles, was wir berühren. Das zu tun und eine Lebensweise aufzuzeigen, in der es keinen Konflikt gibt, scheint mir die wichtigste Aufgabe in der Erziehung zu sein.
A. W. Anderson: Ja, mir scheint, dies erfordert, dass der Lehrer selbst ohne Konflikt ist. Das ist ein ganz anderer Ausgangspunkt als das, was in unserem allgemeinen Erziehungsprogramm geschieht. Ich habe beobachtet, welche enorme Bedeutung meine Kollegen der Technik der Erziehung beimessen.
Krishnamurti: Ich muss mich zuerst transformieren, damit ich lehren kann. Wissen Sie, es gibt etwas dabei, was nicht ganz klar ist: Ich muss warten, bis ich mich verändere. Warum kann ich mich als Erzieher nicht im Moment des Unterrichtens ändern? Die Jungen, die Mädchen, die Studenten leben in Konflikt; der Erzieher lebt in Konflikt. Wenn ich ein Erzieher mit vielen Schülern wäre, würde ich als erstes sagen: »Ich lebe in Konflikt, ihr lebt in Konflikt, lasst uns in einer Diskussion, in der uns unsere Beziehung klar wird, herausfinden, ob es für mich und für euch nicht möglich wäre, diesen Konflikt aufzulösen. Das ist dann Handeln. Aber wenn ich warte, bis ich frei von jedem Konflikt bin, kann ich bis zum jüngsten Tag warten.
Das ist das erste, was ich diskutieren würde, nicht die technischen Fächer. Denn das ist Leben. Und auch beim Unterrichten eines technischen Faches würde ich sagen: »Gut, lasst uns sehen, wie wir dies angehen und daraus lernen«, so dass sowohl die Schüler als auch der Erzieher ihre Konflikte kennen und engagiert sind, sie aufzulösen. Und darum sind sie außerordentlich interessiert. Das schafft eine außergewöhnliche Beziehung. Ich habe es beobachtet. Ich besuche mehrere Schulen in Indien und in England, und dort findet es statt. Die Energie, die durch Konflikt geschaffen wird, ist zerstörerisch. Die Energie, die durch Konflikt, Anstrengung und Kampf entsteht, produziert Gewalt, Hysterie und neurotisches Handeln. Wogegen die Handlung durch Wahrnehmung total ist, nicht fragmentarisch, und daher ist sie gesund und vernünftig.
Sie bringt intensivste Fürsorge und Verantwortung mit sich. Das also ist der Weg zu leben: Sehen, handeln, sehen, handeln, zu jeder Zeit. Ich kann nicht sehen, wenn sich der Beobachter vom Beobachteten unterscheidet. Der Beobachter ist das Beobachtete.
Sie sehen also, dass der gesamte Inhalt unseres Bewusstseins Kampf ist, ein Schlachtfeld, und das nennen wir Leben. Und wie kann in diesem Kampf Liebe existieren? Wenn ich Sie schlage, wenn ich Ihnen Konkurrenz mache, wenn ich versuche, Sie zu überrunden, wenn ich erfolgreich und unbarmherzig bin, wie soll dann die Flamme der Liebe oder des Mitleids, der Zartheit, der Güte entstehen? Sie entsteht nicht. Und darum hat unsere Gesellschaft, so wie sie jetzt ist, keinen Sinn für moralische Verantwortung hinsichtlich des Handelns oder der Liebe. Sie existiert nicht.
Liebe kann nur existieren, wenn der Wahrnehmende das Wahrgenommene ist und handelt. Wenn das verstanden ist und wir danach handeln, dann wird diese Flamme sein, dieses Mitempfinden, dieses Gefühl, die Erde in den Armen zu halten, denn das ist die Basis, die wir in uns selbst herstellen müssen. Nachdem wir dies in uns hervorgebracht oder in uns beobachtet haben, werden wir zur Frage nach dem Tod übergehen, denn das Problem des Todes ist etwas Unermessliches. Für mich sind Leben, Liebe und Tod nicht zu trennen. Sie sind eine Bewegung. Es ist nicht der Tod dort drüben, dem ich in zwanzig Jahren oder morgen begegnen werde. Der Tod ist anwesend, zusammen mit der Liebe und dem Leben. Es ist eine fortlaufende unteilbare Bewegung. Auf diese Weise lebe ich, denke ich, fühle ich. Das ist mein Leben. Ich meine das so. Es sind nicht nur Worte für mich.
Bevor wir uns jedoch mit der Frage des Todes befassen, müssen wir uns mit der Frage beschäftigen, was Bewusstsein ist. Denn wir müssen verstehen, was Bewusstsein ist, nicht die Beschreibung oder Erklärung, nicht das Wort verstehen, sondern die Wirklichkeit des Bewusstseins. Bin ich als Mensch jemals bewusst? Und was heißt es: Bewusst zu sein? Was ist das: Wahrnehmen? Nehme ich ganz und gar wahr oder nur gelegentlich, wenn eine Krise aufkommt, ansonsten schlafe ich?
Darum ist es sehr wichtig herauszufinden, was Bewusstsein ist. Was also ist Bewusstsein? Das Bewusstsein ist sein Inhalt. Ich drücke es sehr einfach aus. Ich ziehe es vor, über diese Dinge auf sehr einfache Weise zu sprechen, ohne umständliche, sprachkundliche Beschreibungen, Theorien und Vermutungen. Das hat für mich persönlich keine Bedeutung. Das Bewusstsein ist sein Inhalt, der Inhalt ist das Bewusstsein. Sie sind nicht voneinander zu trennen. Das heißt, die Gedanken, die Ängste, die Identifizierungen, die Konflikte, die Bindungen, die Trennungen, die Furcht, das Vergnügen, die Qual, das Leiden, die Glaubensüberzeugungen, die neurotischen Handlungen, das alles ist mein Bewusstsein, denn das ist sein Inhalt.
http://www.jkrishnamurti.de/ALn13-3.1053.0.html
Teil 3 in den nächsten Tagen
Link zum 1. Teil von "Eine andere Art zu Leben"
Link zum 2. Teil von "Eine andere Art zu Leben"
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