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Liebe, Teil 5 von Jiddu Krishnamurti

 

 Liebe 5

 

Einem anderen anzugehören, von einem anderen seelisch gestützt zu werden, von einem anderen abhängig zu sein - dadurch entsteht innere Unruhe, Furcht, Eifersucht, Schuldgefühl. Und solange Furcht da ist, gibt es keine Liebe. Ein Mensch, der von Kummer geplagt wird, kann niemals wissen, was Liebe ist. Sentimentalität und Gefühlsüberschwang haben nichts mit Liebe zu tun. Und so ist Liebe mehr als nur Vergnügen und Begehren.

 

Liebe ist nicht die Frucht der Gedanken, die immer aus dem Vergangenen kommen. Aus dem Denken kann sich unmöglich Liebe entwickeln. Liebe wird nicht durch Eifersucht eingeengt und eingefangen, denn auch Eifersucht hängt mit dem Vergangenen zusammen. Liebe ist immer lebendige Gegenwart. Sie ist nicht »Ich will lieben« oder »Ich habe geliebt.«

 

Jiddu Krishnamurti

Buch Einbruch in die Freiheit Liebe

 

Erst wenn man das eigene Wesen versteht, unverzerrt und vorurteilslos begreift, was man ist, ohne dabei auf die Entdeckungen, die man über sich selber macht zu reagieren, beginnt man genügsam zu sein. Die Beobachtung, das Gewahrwerden eines jeden Gedankens, jeden Gefühls, - nicht indem man es zurückhält oder indem man es beherrscht, sondern indem man es beobachtet, so wie einen Vogel im Flug, weckt diese vorurteilslose und unverzerrte Beobachtung, - jenen ganz besonderen Sinn von Genügsamkeit, der jenseits jeden Zwanges, aller Spielereien mit sich selber und aller Vorstellungen von Selbstverbesserung und Selbsterfüllung ist.

 

Eine große Freiheit kommt mit dieser Beobachtung und damit auch der Sinn für die Würde der Genügsamkeit. Wollte man aber das alles einer modernen Studentengruppe oder Kindern sagen, würden sie wahrscheinlich gelangweilt aus dem Fenster sehen; denn in dieser Welt ist man geneigt, dem Vergnügen zu folgen. - Es scheint, als wäre der Mensch immer vor sich selber auf der Flucht, vor dem, was er ist, vor dem, wohin er geht, vor dem, was das alles für einen Sinn haben soll - das Universum, unser tägliches Leben, das Sterben und das Beginnen. - Es ist seltsam, dass wir niemals erkennen, wie Konflikt, Vergnügen, Schmerz, Angst usw. immer weiter bestehen bleiben, wie sehr wir auch vor uns selber fliehen mögen, wie weit wir uns bewusst, gewollt oder unbewusst und gerissen davon entfernen mögen.

 

 



Jiddu Krishnamurti, geboren 1895 in Indien, gestorben 1986 in den USA, war einer der großen Revolutionäre unseres Jahrhunderts und einer der unabhängigsten Denker, die sich je der Erforschung der menschlichen Natur zuwandten. Auf Vortragsreisen und in mehr als 60 Büchern legte er Suchenden in aller Welt seine Auffassung eines geistigen Erwachens ohne die Vermittlung traditioneller religiöser Methoden dar.

Die beiden großen Themen Krishnamurtis waren „Freiheit“ und „Liebe“. Zu seine berührendsten Texte zum Thema „Liebe“, die zum Tiefsten gehören, was er je geschrieben oder gesprochen hat. Ein aufrüttelndes Dokument geist-iger Klarheit und selbstloser Hingabe. Eines der schönsten Zeugnisse von Krishnamurtis tiefer Verwirklichung!   



 

Zuletzt herrschen Konflikt, Vergnügen, Schmerz und Angst vor. Man mag versuchen, das zu unterdrücken, das alles entschieden und willentlich von sich zu weisen, aber es wird wieder an die Oberfläche kommen. - Das Vergnügen ist ein beherrschender Faktor. Doch sind auch im Vergnügen dieselben Konflikte, dieselben Schmerzen, dieselbe Langeweile, Überdruss und Ärger, die ebenfalls das Vergnügen begleiten, haben Anteil an dem Aufruhr unseres Lebens. - Sie können dem nicht entfliehen. Sie können vor diesem tiefen, bodenlosen Aufruhr nicht fliehen, ihm nicht entgehen, ehe Sie nicht wirklich darüber nachdenken, — nicht nur nachdenken, - sondern ehe Sie nicht durch sorgfältige Aufmerksamkeit und gewissenhafte Beobachtung die ganze Bewegung des Denkens und des Selbst erkennen.

 

Sie mögen sagen, das alles sei zu anstrengend und vielleicht unnötig. Wenn Sie aber nicht aufmerksam sind, nicht achtgeben, wird die Zukunft nicht nur zerstörerischer und unerträglicher werden sondern auch kaum Sinn haben. - Das ist keine entmutigende, deprimierende Ansicht. Es ist wirklich so: was Sie jetzt sind, werden Sie in zukünftigen Tagen sein. Dem können Sie nicht ausweichen. Das ist so definitiv wie der Sonnenaufgang und der Sonnenuntergang. - Daran haben. alle Menschen teil, wenn wir uns nicht alle wandeln, — ein jeder von uns —, wenn wir uns nicht alle in etwas umwandeln, das nicht vom Denken projiziert wird.

 

Jiddu Krishnamurti – Selbstgespräche 1983

 

Weitere Teile in den nächsten Tagen






Das erleuchtete Buch

Und wenn die Sonne sich neigt...

Die Menschen stehen in ihrem eigenen Schatten und trüben dadurch ihre Lebensumstände. Um das zu ändern, gibt es bereits unzählige Wege und viele Bücher über schicksalslenkende Methoden. Doch wo liegt der Kernpunkt? 

 

Die Quintessenz einer Erkenntnis zeigte, dass alle Menschen als erleuchtete Wesen geboren werden. Eine fehlgeleitete Sichtweise schwebt über dieser Welt. Doch es gibt einen Weg, in die Ur-Essenz zurückzukehren

 

 

Jeder von euch hat als göttliches Wesen im Irdischen die Fähigkeit, euch und diese Welt wieder ins Lot zu bringen. Steuert euer existenzielles Geburtsrecht mit all euren göttlichen Gaben an, um die Welt für diejenigen, die folgen werden, besser zu machen. Ihr habt die verloren geglaubte Fähigkeit dazu. 



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