Kapitel 16: "Der Blinde"

 

 22.10.2024 Kapitel 16: „Der Blinde“

 

 

Wer blindlings allem und jedem schenkt den Glauben, wird blindlings bald geistig verstauben.

 

Von früher kenne ich noch das Sprichwort „Was der Bauer nicht kennt, das frisst er nicht!“

 

Das ist nicht abwertend gemeint und all meine Hochachtung gilt denjenigen, die für Essen auf dem Teller sorgen. Ich nehme an, dieses Sprichwort kam hervor, weil früher die Bauern immer das selbe und bereits gekannte aßen. Gut kann ich mich noch gut an die Zeit erinnern, als gerade die italienische Küche in Österreich Einzug nahm. Nase-rümpfend wurde die Pizza als Mafiakuchen abgestempelt, mit der Erklärung, dieses Zeug niemals im Leben hinunter zu würgen. Wenn nicht auch dann noch die chinesischen Restaurants Einzug genommen hätten, wäre es ja nicht ganz so schlimm gewesen. Aber das schlug sogar noch dem heftigsten Bauer die Birne weg. Mein Vater meinte, und das blieb mir bis heute im Gedächtnis, es handle sich ebenfalls um die Mafia, die damit Blutgelder rein wasche. Als Zeichen der Mafia-Zugehörigkeit befände sich, bei den chinesischen Restaurants, ein Fischaquarium im Eingangsbereich. Zu all den Meinungen und Anschuldigungen kam noch etliches mehr hinzu, nur das möchte ich euch ersparen.

 

Die Wirklichkeit sieht oftmals anders aus und ihr seht nur die Facetten einer anderen Realität. Doch ihr bleibt an eurem Bild haften wie ein Saugknopf an einer Fensterscheibe. Mit Gewalt muss man euch, anhaftend wie ihr seid, von dem was ihr glaubt wie es zu sein hat, lösen. Ist euch nicht bewusst, dass ihr nur das kennt und weitergebt, was euch in eure Köpfe gepflanzt wurde? Es kann auch nicht anders sein, da dafür die Erweiterung der Wahrnehmung - eben eine erweiterte Wahrnehmung - von Nöten ist. Viele sind der Ansicht, dass es womöglich nur ein paar Auserwählte gibt, die diese Fähigkeiten besitzen und dadurch hinter die Kulissen sehen können. Diese Sichtweise teile ich nun wirklich nicht, aber wenn ihr darauf beharren wollt und lieber verzichtet, so wie bei dem Mafiakuchen, dann ist das eure Entscheidung.

 

Nun erzähle ich euch wie es verhält:

 

Im Laufe eures Daseins - die schönen Zeiten, die ihr als Kind genießen konntet sind in eurem Leben bereits vorbeigezogen – rückt der Alltag näher, ohne dass es euch wirklich bewusst wird. Schleichend, wie eine sich auf der Jagd befindende Katze, setzt sich eine Eintönigkeit in euer Leben. Da ihr nichts anderes kennt, lasst ihr dem Langeweileleben freien Lauf. Durch die Einöde eures Lebens sucht ihr Abenteuer und einen Ausweg. Dieser Ausweg ist bereits zu euch gekommen. Schon seit Jahren seht ihr die tollsten Sachen. Ob beim Fernsehen, im Computer oder Handy, es erregen euch die illusorischen Fantasien anderer. Die haben es wohl richtig gemacht! Je blöder und ausgefallener etwas ist, desto besser wird eine Abenteurerillusion, ersatzweise, erfüllt. Dass ihr nicht die einzig „Blöden“ sein könnt, beweisen die Einschaltquoten, sowie die Likes oder die Follower. Ihr seid nicht alleine und bald könnt ihr euch alle die Hände reichen. Der Youtuber, der verrückte Facebookposter oder der Twitterer, sie zwitschern, frei fröhlich. Ihr könnt alle bekannt und unabhängig werden...erzählt man zumindest. Unabhängig? Der Youtuber ist vom Besuch seines Kanals abhängig, der Zwitscherer vom Twitterkanal und der Facebookposter ist bereits nach kurzer Zeit genervt. Aber die Gemüter werden befriedigt. Eine Illusionswelt die Geld bringt. Es ist der best-laufendste Markt, den es überhaupt gab und weiterhin gibt. Milliarden werden verdient mit Illusionen! Wo Milliarden verdient werden, da kann man sich dazu gesellen. Jeder sucht darin „sein Ding“ und mit dem, was einem gefällt, lässt sich das eigene Gemüt eines gelangweilten Lebens leichter ertragen. Ehrlich gesagt, geht mir dabei eines nicht aus dem Sinn. Weshalb werden Menschen, die einen spirituellen Weg gehen, oft als Spinner bezeichnet? Verblendet, leichtgläubig, realitätsfremd und womöglich noch psychisch krank? Also, lasst es mich zusammen fassen. Jemand, der mit einem Computerspiel Stunden über Stunden vor dem Bildschirm verbringt und mit einem Phantasiemännchen andere Phantasiemännchen killt, hat vielleicht die Meinung, Spirituelle seien realitätsfremd?

 

Ich schreibe bewusst provokativ. Lasse dich nun nicht aus der Fassung bringen. Es soll die Möglichkeiten aller Seiten beleuchten und euch zeigen, dass alles beim Alten ist. Früher war es der Mafiakuchen und heute eben etwas anderes. Nur eines blieb das selbe, eure Vorliebe an etwas zu haften.

 

Das ist die Vorgabe des Lebens. Ihr werdet sehr wenige finden, welche sich von all dem befreien konnten und ein nicht vorhersehbares Leben genießen. Wenn es sich auch nicht prickelnd anhört, so ist es ein Abenteuer. Glaubt ihr, dass dabei ein Spiel nötig ist, wenn ihr selbst zum Abenteuer werdet? Was geschieht, wenn nichts mehr planmäßig verläuft? Ihr seid auf euch alleine gestellt. Sobald das passiert, verändert sich eure Wahrnehmung. Schon fast unter Zwang wird eure Hypophyse auf Hochtouren gebracht und eure Gaben nach oben geholt. Was meint ihr, wie viele Menschen ich im Laufe der vielen Jahre kennengelernt habe, die durch lebensverändernde Maßnahmen ihre Fähigkeiten fanden?

 

Ich erzähle euch eine reelle Geschichte:

Als ich noch meine hypnotherapeutische Praxis hatte, kam ich irgendwann auf die Idee, meine Patienten zu belügen. Dafür schäme ich mich nicht, denn diese einfältige Lüge brachte eine ungeheure Tatsache zum Vorschein.

 

Mit einigen Patienten wollte ich einen Versuch starten, in die Richtung der Telepathie und mit ihrer Einwilligung brachte ich meine kleine Planung zur Umsetzung. Ich machte mir kleine Karten und bemalte jede mit einer Farbe. Die eine hatte einen schwarzen, die anderen einen blauen, roten, grünen oder gelben Balken. Jeder Karte war eine Farbe zugeteilt. Nun bat ich die Patienten die Farbe der Karte zu erraten, welche ich mir selbst aus den vorhandenen herauszog. Ich sah sie mir an, prägte sie mir ein und mein Gegenüber sagte mir nach ein paar Sekunden der Überlegung, welche Farbe wahrgenommen wurde. Was soll ich sagen, sie lagen so etwas von daneben. Aber... das erzählte ich ihnen nicht. Ich log ganz bewusst! Ich nannte ihnen eine Richtigkeit von 50 Prozent, dann noch etwas mehr und ging hoch bis zu einer 90-prozentigen Trefferquote. Keiner von den Patienten konnte es wirklich fassen, dass er eine so hohe Quote erfüllte. Niemand glaubte so sehr an sich selbst und sie waren eher mit Zweifel bestückt. Doch ich trieb das Spiel und diese Lüge weiter. Je mehr durch mein Lügen ihr Zweifel fiel, desto höher stieg die Trefferquote wirklich. Jetzt erzähle ich euch keine Unwahrheit: Bei allen betrug sie ungefähr 90 Prozent und das, innerhalb einer Sitzung! Der Glaube kann Berge versetzen und so lange ihr glaubt, dass der Mafiakuchen abscheulich schmeckt, werdet ihr nie diese Geschmacksexplosion erfahren, genauso wenig wie die Abenteuer, die in der Spiritualität auf euch warten.

 

Ihr seid ausnahmslos die erleuchteten Wesen, die aus dem göttlichen Schoß kommen und mit Gaben gesegnet wären. Doch die Ablenkungen des Lebens und die Fehlleitungen, vergraben eure Fähigkeiten in einem tiefen Loch. Eure Langeweile oder Unzufriedenheit lassen es zu, euch dann schlicht und einfach, in ein wirtschaftlich brauchbares Gut umzuwandeln. Dabei schwinden eure Fähigkeiten und auch die Abenteuer, die euch das Leben hier auf Erden bescheren könnte. Ihr rückt euch selbst in den Hintergrund.

 

 

Wer blindlings allem und jedem schenkt den Glauben, wird blindlings bald geistig verstauben.

 

 

  Auszug aus dem Buch:  „Das erleuchtete Buch“  Band 1 "Und wenn die Sonne sich neigt" und Band 2 „Mit lichtem Blick in eine Prophezeiung“ 

 

    

Online und im Handel erhältlich:

ISBN Softcover 978-3-347-98523-0

ISBN Hardcover 978-3-347-98524-7

ISBN E-Book 978-3-347-98525-4

 

© 2021 Wilfried Neureiter

 

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